Es vergeht kaum ein Tag, an dem man in Zeitungen und anderen Medien nicht etwas über Digitalisierung, Industrie 4.0, Maritim 4.0 oder automatisiertes Fahren lesen oder hören kann. Der Trend zur Digitalisierung beschert auch der Fahrzeug- und Verkehrstechnik immer neue Perspektiven einer besseren, effizienteren, schöneren, schnelleren, bequemeren und sichereren neuen Welt. Das ist die positive Seite dieser technischen Entwicklungen.

Auf der anderen Seite sind schon Kriminelle kreativ dabei zu prüfen, wo diese Systeme empfindliche Stellen zur Manipulation haben.
Welche Maßnahmen werden also ergriffen, damit wir die schöne Zukunft tatsächlich genießen können? Wo sind wir heute schon ganz selbstverständlich digital unterwegs, ohne dass man den Nutzen gleich als digitale Innovation erkennt?

Die Arbeitskreisleiter der Fachgesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik (FVT) des VDI Hamburger Bezirksverein e.V. beschlossen am 3. Januar 2017, ein wenig mehr Klarheit herzustellen und eine gemeinsame FVT-Veranstaltung über alle FVT-Arbeitskreise hinweg durchzuführen.

Wer sind diese innovativen Arbeitskreisleiter?

Das Ziel der Veranstaltung sollte sein, Verkehrsträger übergreifend zu präsentieren und darzustellen, mit welchen unterschiedlichen Inhalten sich die Schifffahrt, Luftfahrt, die Bahntechnik und der Automobilbereich derzeit beschäftigen und welche Ziele hier verfolgt werden.
Es sollte aufgezeigt werden, welche Zukunft im Zeitalter der Digitalisierung schon begonnen hat und die Bemühungen deutlich machen, um diese schöne digitale Welt auch sicher nutzen zu können.

Angedacht war eine Veranstaltung für ca. 80 Teilnehmer und je Fachbereich einen fachkundigen Referenten über den aktuellen Stand berichten zu lassen.

Ab jetzt begann die Geschichte einer ganz normalen Veranstaltungsplanung – Businessplan, Genehmigung des  Vorstandes, Programmkonzept, Termin- und Ortfindung, Gästekreis, Catering, Einladungsflyer.

Als die Antworten für diese Fragen zumindest als Idee ansatzweise vorlagen, machten sich die Arbeitskreisleiter an die Arbeit, mögliche Referenten anzusprechen. Die Resonanz der angefragten Referenten war gut, aber unser gewählter Termin im September passte nicht. Somit wurde die Veranstaltung auf den 17. Oktober 2017 verlegt und jetzt fanden wir für jedes Thema auch einen Referenten mit ausgezeichneter Expertise.

Wir brauchen einen Einladungsflyer… Wie soll der aussehen? Welche Inhalte soll er haben. Natürlich wird so ein Flyer nicht gleich in der ersten Entwurfsrunde fertig. Da fehlte noch ein Bild, ein Text musste gekürzt werden, mal fehlte der eine, dann fehlte der andere Ansprechpartner. Sogar aus den Urlauben heraus tauschten wir untereinander und zu den Referenten weitere Details aus.

Was den Veranstaltungsort betrifft hatten wir uns sehr gefreut, dass uns die Helmut-Schmidt-Universität (HSU)  den Senatssaal zur Verfügung gestellt hat – kostenfrei! Jetzt galt es, für alle Beteiligten einen gemeinsamen Termin zu finden, die Räume zu besichtigen und die notwendige Technik zu besprechen. Nach dem dritten oder vierten  Anlauf klappte es dann.

Ende September war es dann soweit. In einer ersten Welle wurden alle VDI-Mitglieder per E-Mail angeschrieben, die als Interessensgebiet FVT unter „Mein Profil“ angegeben hatten. Auf den Versand von Briefen hatten wir aus Kostengründen verzichtet. Wer keine Mailadresse hinterlegt hatte, bekam leider keine Einladung.

Warum wurden zuerst die FVT-interessierten Mitglieder angeschrieben? Weil die Zielgruppe die Spezialisten der Verkehrstechnik sein sollten. Etwa 2.500 VDI-Mitglieder haben sich in Hamburg zu einem der FVT-Fachgebiete registriert. Davon haben etwa 65 Prozent eine Mailadresse hinterlegt. Nach zwei Wochen waren leider nur 53 Anmeldungen eingegangen.

Also wurde von der Geschäftsstelle eine weitere E-Mail an alle übrigen VDI-Mitglieder mit Mailadresse verschickt und die Zahl der Anmeldungen stieg auf 93 Teilnehmer. Damit hätten wir unser Ziel von 80 Teilnehmern doch schon zufrieden erreicht, könnte man meinen. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass statistisch etwa 15 Prozent der angemeldeten Mitglieder einfach nicht kommen. Das ist nicht nur unhöflich den Organisatoren gegenüber, die das alles ehrenamtlich in ihrer Freizeit machen, sondern auch den Referenten gegenüber, die teilweise weite Anreisen auf sich nehmen.

Da der Saal im Extremfall 130 Teilnehmer aufnehmen konnte, wurde ein Reminder verschickt. In der letzten Woche vor dem Termin kamen dann tatsächlich insgesamt 126 Anmeldungen zusammen. Wir waren begeistert – und informierten dementsprechend den Caterer.

Jetzt noch die Security organisieren. Wir sind schließlich auf Bundeswehrgelände, wo man sich normalerweise mit seinem Personalausweis anmelden muss. Bei etwa 100 Teilnehmern zeitlich kaum durchführbar. Anhand unserer elektronischen Teilnehmerliste hakte die Security beim Einlass den Namen auf der Liste ab. Zur Sicherheit musste allerdings der Ausweis mitgeführt werden.

Ja, und dann war der Tag da. Die erste arbeitskreisübergreifende Veranstaltung von FVT Hamburg, mit dem Ziel mal gemeinsam über den Zaun zu sehen, was bei welchem Verkehrsträger digital passiert und wie die Zukunft aussieht. Nach der Begrüßung durch Dr.-Ing. Tobias Hellberg als Vertreter der HSU kam schon das erste Highlight der Veranstaltung.

Patrick Rossi
(Bild: ©HSU)

Patrick Rossi von DNV GL zeigte auf, wie umfangreich heute schon in der Schifffahrt die Digitalisierung vorangeschritten ist, welche Anwendungen bereits tagtäglich präsent sind und welche Gefahren dabei drohen. Zum Beispiel das Thema GPS-Manipulation, wodurch Schiffe auf einen falschen Kurs gebracht werden können.  Ganz viele Aktivitäten werden schon von der über 30 Mitarbeiter starken Cyber Security Gruppe von DNV GL während der Neubauphase von Schiffen und während der Betriebsphase angeboten und durchgeführt. Der Umfang und die Intensität in einer solchen eher als konservativ bewerteten Branche wurde so nicht erwartet und war eine neue überraschende Erfahrung.

Dr. Morten Grandt
(Bild: ©HSU)

Weiter ging es mit der Luftfahrt. Aus Langen bei Frankfurt war Dr. Morten Grandt von der Deutschen Flugsicherung (DFS) angereist. Neben der Organisation und den Aufgaben der DFS wurde dargelegt, welche Aktivitäten momentan für eine plattformübergreifende digitale Entwicklung der Flugsicherung in der Umsetzung sind. Luftstraße sollen abgeschafft werden und in den oberen Lufträumen soll es ein „Free Route Airspace“ geben – das kann nur digital umgesetzt werden. Auch hier ist das Thema GPS-Manipulation ein Thema.

Dipl.-Phys. Reinhold Hundt
(Bild: ©HSU)

Kaum einer hat wahrgenommen hat, dass bei der Bahntechnik das autonome Fahren seit gut 20 Jahren schon tagtäglich stattfindet. Reinhold Hundt, Geschäftsführer der ASTRAN GmbH in Kiel, erläuterte, wie weit es auf der Schiene und in der Zugsicherung schon digital abläuft. Viele Signale sind bereits gar nicht mehr nötig und werden nach und nach demontiert. Als nächstes großes Ziel ist die Abschaffung der Blockbildung vorgesehen, damit Züge in kürzerer Folge fahren können, um mehr Kapazitäten auf die Gleise zu bekommen. Ohne Digitalisierung wäre das nicht möglich.

Sebastian Alexander Eckhardt
(Bild: ©HSU)

Als letzter Referent berichtete Sebastian Alexander Eckhardt den Stand und die momentanen Gefahren der Digitalisierung aus Sicht der Automobilindustrie. Er arbeitet bei der IAV GmbH und legte kurzweilig – doch inhaltlich spannend – zu fortgeschrittener Stunde den Teilnehmern dar, welche Ansprüche die Nutzer, also der Autofahrer, früher und heute hatten und haben. Er führte den Teilnehmern aber auch sehr plastisch vor Augen, wo die Grenzen der Sicherheit sind. Eine besondere Überraschung war sicher die Nachricht, dass wir unsere Autos schon gar nicht mehr selber lenken und bremsen, sondern mehrere Computer die Bedienungswünsche entgegennehmen und dann elektrisch nach Sinnhaftigkeit umsetzen… wir glauben also, das Auto zu fahren.

Am Ende der Veranstaltung freuten wir uns noch über einige kurze Gespräche von Teilnehmern mit den Referenten und den Arbeitskreisleitern und das positive Feedback zum Konzept der Veranstaltung.

Referenten mit Moderator und Gastgeber
(Bild: ©HSU)

Wenn man das alles so auf sich wirken lässt, bleibt festzustellen, dass dieses FVT-Forum mit einer der besten VDI-Veranstaltungen des VDI Hamburg im Jahr 2017 war, auch wenn da die fast 40 Mitglieder, die unentschuldigt nicht erschienen waren, die Stimmung etwas getrübt hatten.

Gute zehn Monate von der Idee bis zur Umsetzung. Ganz viele ehrenamtliche Stunden von ganz vielen VDI- Mitgliedern für VDI-Mitglieder. Gönnen wir uns jetzt eine Pause? Natürlich nicht!

Die Arbeitskreisleiter sind schon wieder am Machen! Für März 2018 planen die Herren Gertz und Dr. Hellberg eine weitere Gemeinschaftsveranstaltung am Hamburger Flughafen. Dort wird mit Förderung der EU getestet, wie die Bodenfahrzeuge statt mit Diesel mit Kraftstoff aus biologischem Abfall betrieben werden können.

Bei den Schiffbauern denkt Steffan Brickart für den Sommer 2018 über eine größere Veranstaltung nach, wo auch alle anderen VDI-Mitglieder eingeladen werden sollen, und vor kurzem hat es Daniel Hoerder geschafft, dass der neue ICE 4 in einer persönlichen Veranstaltung für den VDI von oben, von unten und von der Seite technisch begutachtet werden kann. Diese Veranstaltung war schnell dreifach überbucht.

Wer mehr über die Aktivitäten erfahren (oder mitmachen) möchte ist herzlich zu den Stammtischen eingeladen. Termine stehen auf der Veranstaltungsseite des VDI Hamburg oder sind beim Arbeitskreisleiter zu erfahren.

Also immer neue spannende Themen bei FVT vom VDI Hamburg – herzlich willkommen in unserer Gemeinschaft!

Peter Dibowski
Mitglied des Vorstandes
VDI Hamburg
05.12.2017

(Titelbild: ©maxview)