Unter der Leitung von Prof. Jens Uwe Zipelius, HCU-Professor und Leiter des Hamburger VDI-Arbeitskreises Bautechnik, untersuchen und planen Architektur-Studierende der HafenCity Universität Hamburg (HCU) in den kommenden drei Jahren gemeinsam mit Hamburger Schülerinnen, Schülern und Auszubildenden die Instandsetzung der denkmalgeschützten Villa Mutzenbecher im Niendorfer Gehege. Die Architektur-Studierenden haben bereits den Bauzustand analysiert und innovative Konzepte für den Umbau eingebracht, der im Herbst 2017 beginnen soll.

Im April 2012 erfuhr Prof. Zipelius durch einen Zufall, dass die Jugendstil-Villa „Mutzenbecher“ im Stadtteil Niendorf kurz vorm Abriss steht und reagierte sofort: „Für mich war die Villa, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Jugendstil erbaut wurde, ein idealer Übungsort für meine Studierenden. Ich habe sofort den Kontakt zum Denkmalschutzamt Hamburg gesucht und ein gemeinsames Projekt vorgeschlagen.“

Bisherige Bemühungen, das Haus zu erhalten, sind mehrmals gescheitert. Doch das Engagement von Zipelius und der sich kurz darauf gebildeten Projektgruppe aus verschiedenen Unterstützern in Hamburg hat sich gelohnt: Ab dem Wintersemester 2012 führten die HCU-Studierenden weitestgehend alle wesentlichen gutachterlichen Bauzustandsanalysen des in die Jahre gekommenen Gebäudes durch. Verschiedene Mess- und Prüfverfahren, Substanzuntersuchungen, sowie konstruktive und bauphysikalische Erhebungen wurden seitdem am Praxisobjekt erprobt, beispielsweise Feuchtigkeitsmessungen, Risskartierungen, Endoskopien in den Außenwänden, Thermographien und baubiologische Erhebungen. Die Studierenden lernen in der Villa Mutzenbecher praxisnah, wie eine Treppe oder ein ganzer Gebäudebereich konstruiert und wieder hergerichtet werden kann.

Zipelius ist begeistert von der praktischen Arbeit an dem einst sehr prächtigen Bauwerk und über den Einsatz der beteiligten Studierenden: „Wir lernen alle miteinander das Gebäude mehr und mehr kennen. Die Studierenden nehmen das Praxisseminar begeistert an und sind mit großer Euphorie dabei. Die Chance, die Villa Mutzenbecher wieder in Stand zu setzen, ist für die Studierenden einmalig. Es sind bereits knapp 50 Semester- und Projektarbeiten über die Villa entstanden und es werden noch mehr hinzukommen.“

Das sponsorengestützte Denkmalinstandsetzungsprojekt wird in Kooperation mit dem Verein Werte erleben e.V., der Hamburger Kulturbehörde und dem Wohnungsunternehmen SAGA durchgeführt. Das Projekt rund um das Backsteingebäude wird bis 2020 für 1,3 Millionen EUR unterstützt und zu einer Bildungs- und Begegnungsstätte umgebaut. Neben einer Geschichtswerkstatt sind ein Stadtteilarchiv, biologische Forschungsprojekte für Schüler sowie Projekte mit Geflüchteten geplant.

„In der Villa Mutzenbecher wollen wir in Zukunft junge Menschen coachen, Handwerksausbildung fördern und einen öffentlichen Ort des Austausches gemeinsam verwirklichen. Wir haben mit der Neuorientierung auch eine soziale Verantwortung und wollen keinen Jugendlichen zurücklassen“, erläutert Zipelius. Im kommenden Herbst werden zunächst die Fassaden bearbeitet, wahrscheinlich im Jahr 2017 noch die Veranda erneuert und das Dach in Stand gesetzt. Ende 2020 sollen voraussichtlich alle Arbeiten an dem Gebäude abgeschlossen sein und die Begegnungsstätte für die Öffentlichkeit vollständig zugänglich sein.

Petra Arends
VDI Hamburg
16.08.2017

(Quelle: HafenCity Universität Hamburg)
(Titelbild: ©Marie-Luise Preiss/Deutsche Stiftung Denkmalschutz)