Eine Podiumsdiskussion mit dem schleswig-holsteinischen Minister für Digitalisierung

Im Audimax der Universität zu Lübeck diskutierten 450 Studenten, interessierte Bürger, fünf Professoren und der Minister Robert Habeck über die Chancen, die Herausforderung und Moral der zukünftigen Digitalisierung. Wie unterscheiden sich Mensch und Maschinen voneinander. Die Grenzen verschieben sich immer mehr. Bei der Unterstützung des Menschen durch den Computer stellt sich die Frage, wann bei der rasanten Entwicklung von Minimalisierung der Bauteile und drastischen Steigerung der Rechenleistung der Computer die Steuerung des Menschen übernimmt. Beim zukünftigen autonomen Fahren muss in einer kritischen Situation entschieden werden, ob die „Frau mit Kind“ oder der „alte Herr mit Hund“ die größere Chance zum Überleben haben soll. Hat grundsätzlich die „Besatzung an Bord“ alle Lebensrechte? In solchen Situationen kann nicht mehr auf Handbetrieb zurückgeschaltet werden. Die Zeit ist zu kurz.

Algorithmen steuern heute schon das Kaufverhalten und sogar die Funktionsweise der klassischen politischen Kommunikation. Hierdurch werden demokratische Grundsätze unterlaufen und manipuliert. An einem Beispiel der Wahlen in USA wurde dies kurz erläutert. Es wurden nur wenige Bundestaaten ausgewählt, die wegen des amerikanischen Wahlgesetzes relevant waren. Hier wiederum nur die Bürger, die überhaupt wählen und die für eine Beeinflussung in Frage kamen. Über die Einzelpersonen wurden Fakten gesammelt und eine Liste für persönliche Ansprache erstellt. Zur Vorbereitung wurde ein gut bezahltes Team aus Soziologen, Psychologen und IT-Spezialisten zusammengestellt. Der Ansatz war erfolgreich. In einigen großen Kaufhäusern werden bereits die Käufer beim Eintreten erkannt, per Gesichtserkennung auf ihrem Weg durch das Angebot begleitet und somit wird ermittelt, welche Ware das Interesse weckt. Da viele Preisschilder bereits digital eingestellt werden, ist ein gezieltes Angebot machbar. Jeder hat schon die Pushangebote bemerkt, die an geeigneter Stelle über das Smartphone laufen, oder sich über die Angebote auf der Website gewundert, die genau das anbieten, was man vor kurzem gesucht hatte.
Heute beherrschen bereits einige Giganten wie Google, Amazon, Facebook und Apple große Teile des Marktes und sie wachsen mit ihrem Einfluss ständig weiter. Für den Einzelnen unbemerkt steuern sie mehr und mehr das tägliche Leben bzw. das Kaufverhalten.

Großer Andrang vor dem Audimax der Universität zu Lübeck
(Bild: ©K. Knaack)

Auf dem Podium saßen Prof. Andreas Schrader, Leiter der Forschungsgruppe “ Ambient Computing“, Prof. Christoph Rehmann-Sutter, Theorie und Ethik der Biowissenschaften, Prof. Stefan Fischer, Direktor des Instituts für Telematik und Christian Hoffmann, Studiengangskoordinator für Robotik und Autonomie.

Ein Teilnehmer der Podiumsdiskussion meinte, dass in einer digitalen Welt die kreative Schaffung von Dingen nicht mehr relevant ist. Es geht zukünftig darum, die richtigen Filter zu entwickeln, damit aus der Fülle der Informationen die relevanten herausgefiltert werden. Wir erleben aber jetzt wieder, dass Hacker durch ihre wachsende Erfahrung und höhere Leistungen der Rechner in hochgeschützte Netze eindringen können. Es wurde auch vorgeschlagen, dass Forscher, Entwickler und Studierende ethisch und moralisch begründen müssten, was sie programmieren und warum.

Die Diskussion – auch mit starker Beteiligung des Auditoriums – war hochinteressant. Allgemein wurde gewünscht, dass es auch in Zukunft ähnliche Veranstaltungen geben sollte.

Dr.-Ing. Klaus Knaack
VDI Lübeck
12.03.2018

(Titelbild: ©K.Knaack)