Eines der Ziele des VDI mit seinen Arbeitskreisen (AK) ist, aktuelle und zukünftige technische Entwicklungen zu präsentieren, zu begleiten und mitzugestalten. Das Erleben funktionierender historische Technik ist hierfür eine sinnvolle Ergänzung.

Der AK Schiffbau und Schiffstechnik hat aus diesem Grund eine Exkursion auf dem Dampfschiff SCHAARHÖRN organisiert. Im Jahr 1908 ließ die Hamburger Behörde für Strom- und Hafenbau dieses Dampfschiff auf der Werft „Schiffswerfte und Maschinenfabrik (vormals Janssen & Schmilinsky) AG“ in Steinwerder bauen.

Die Schaarhörn. (Bild: ©VDI Hamburg/Roman Jupitz)

Das Schiff sollte Peilaufgaben im Rahmen der geplanten Elbvertiefung durchführen. Damals wie heute ein wichtiges Thema für Hamburg. 1972 wurde das Dampfschiff außer Dienst gestellt und steht nach einer mehrjährigen Restaurierung seit 1995 für Fahrten zur Verfügung.

Blick in die restaurierte Kajüte. (Bild: ©VDI Hamburg/Roman Jupitz)

Bevor das erste Maschinenmanöver gefahren werden kann, muss der Kessel ca. 30 Stunden lang angeheizt und die Dampfmaschinen stundenlang vorgewärmt werden.
Die Besatzung war angetreten und mit 81 Passagieren des VDI Hamburger Bezirksvereins verließ die SCHAARHÖRN am 08.09.2018 ihren Liegeplatz. Das regelmäßige Klingeln der Maschinentelegraphen begleitete dieses Manöver.

Während der Fahrt entlang den Landungsbrücken, zog das Schiff sofort alle Blicke auf sich. Als der Kapitän dann einen langen Ton aus dem Dampftyphon ertönen ließ, „klickten“ die Smartphonekameras der „Sehleute“ an Land.

Fahrt mit Blick auf die Elbphilharmonie. (Bild: ©VDI Hamburg/Roman Jupitz)

Für Seeleute an Bord stand jetzt die Technik im Vordergrund. Die Teilnehmer kletterten den steilen und engen Niedergang zum Maschinenraum hinunter und standen direkt neben den Dampfmaschinen. Obwohl der Maschinentelegraph „Vorwärts Voll“ anzeigte, sind hier keine Vibrationen zu spüren. Gleichmäßig drehend und gut geschmiert verrichten die beiden Maschinen ihre Arbeit und das schon seit über 100 Jahren.

Der kohlebefeuerte Flammrohrkessel stammt aus dem Jahr 1908 und wird über drei Feuertüren mit Kohle beschickt. Je nach Fahrstufe kann der Verbrauch bis zu 630 kg/h betragen. Wenn die Heizer diese kleinen Türen öffnen, ist das Feuer zu sehen und die Temperatur im Kesselraum steigt sofort. Bei diesen Umgebungsbedingungen ist das regelmäßige Kohle schaufeln sehr schweißtreibend. Daher lösen sich die Männer regelmäßig ab und halten an Deck die Nase in den Wind.

Blick in den Maschinenraum. (Bild: ©VDI Hamburg/Roman Jupitz)

Ergänzend zum Erleben funktionierender Technik, stellte Michael Jahn vom TÜV-Nord in einer Präsentation theoretische Hintergründeund seine praktischen Erfahrungen als Kesselprüfer dar. Hierzu gehörten die unterschiedlichen Kesselbauarten, Ursachen für Kesselschäden und die Pflege des Wärmeerzeugers. Sollten Grenzwerte für das Kesselwasser wie z. B. Sauerstoff oder die Leitfähigkeit des Wassers überschritten werden, kann dies erst deutlich später zu einer Rissbildung an den Kesselrohren führen. „Ein Kessel vergisst nichts.“ Um eine vollständige äußere Prüfung eines Kessels vornehmen zu können, kann es erforderlich sein, eine Öffnung in den Schiffsrumpf zu schneiden. Dann muss das Schiff in einer Werft aus dem Wasser genommen werden.

Unser Dampfer bewegte sich weiter in seinem Element, auf der im Sonnenschein glitzernden Elbe. Beim Blick über die Reling war die aktuelle Technik, mit den Flugzeugen bei AIRBUS in Finkenwerder und den Containerschiffen der neusten Generation im Waltershofer Hafen, präsent.

Nach drei abwechslungsreichen Stunden legte die SCHAARHÖRN wieder am Liegeplatz an. Die Seeleute vom VDI gingen mit dem Wissen von Bord, dass gut gepflegte Technik kein Verfallsdatum hat.
Ein herzliches Dankeschön an die Besatzung und Michael Jahn für den engagierten Einsatz und der SCHAARHÖRN allzeit gute Fahrt.

Steffan Brickart
VDI Hamburg
14.12.2018

(Titelbild: ©VDI Hamburg/Roman Jupitz)