Am 10. Juni 2016 machten sich etwa 90 VDI Mitglieder unseres Bezirksvereins auf den Weg Neues und Unbekanntes zu erkunden. Zwei Busse der Firma Bölck haben uns sicher und zuverlässig den ganzen Tag über zuerst zu den Schleusen nach Brunsbüttel und dann nach Meldorf in das Zentrum des Dithmarscher Landes gebracht.

Der Reiseleiter Gert Harpeng vom Vorstand unseres Bezirksvereins hatte mit der Unterstützung von Dieter Bonde die Exkursion ausgearbeitet und organisiert.

Nach einer Stärkung im Restaurant Torhaus, unmittelbar an den Schleusen von Brunsbüttel gelegen, ging es bei wunderbarem, sonnigem Sommerwetter hinaus zur großen Schleusenanlage.

Die Teilnehmer wurden in vier kleinere Gruppen aufgeteilt und von ebenso vielen erfahrenen und kenntnisreichen Schleusenführern mit den technischen Problemen der Schleusenanlage vertraut gemacht.

Wir befanden uns auf der Nordseite der Anlage unmittelbar an den großen Schleusen, die 1914 fertiggestellt wurden, nachdem man schon bei der Fertigstellung des „Kaiser Wilhelm Kanals“ 1896 feststellte, dass die Schleusen sowohl in Kiel als auch in Brunsbüttel für des Kaisers Flotte zu klein geraten waren. Die Schleusen an der Nordsee sind notwendig, um den Tidehub von ca. 2 m ausgleichen zu können.

Seit 1914 sind die Schleusen in Betrieb, unterbrochen nur von kurzzeitigen Reparaturen, insbesondere nach Havarien von Schiffen mit den Schleusentoren.

Um die Sanierung der „alten“ Schleusen bei fortgesetzter uneingeschränkter Nutzung des Kanals für die Seefahrt zu ermöglichen, wurde nun der Bau einer neuen weiteren großen Schleuse mit einer Länge von 330 m und einer Breite von 45 m auf dem Gelände der Schleuseninsel beschlossen. Beim Bau dieser 5. Schleusenkammer müssen ganz restriktive Maßnahmen eingehalten werden, um die „alten“ Schleusenkammern nicht zu gefährden.

Der Baugrund besteht aus einer Schlickschicht und einer sehr dicken Schicht aus Kleie, erst in mehr als 20 m Tiefe erreicht man eine feste Sandschicht. Deshalb muss das Bauwerk auf Pfählen tief verankert werden. Pfähle und Spundwände dürfen allerdings nicht eingerammt werden – dies ist die übliche Methode – sondern die Gründungspfähle müssen mittels Bohrtechnik eingebracht und der Platz für die Spundwände muss ausgebaggert werden. All dies ist notwendig, um die alten Schleusen nicht in ihrem Bestand und Funktion zu gefährden. Diese aufwändige Technik wurde uns sehr plastisch und anschaulich von unseren Schleusenführern geschildert.

Es gibt noch eine Besonderheit – da die 5. Kammer auf einer „Insel“ zwischen den kleinen und großen Schleusen errichtet wird, muss die gesamte Baustellenversorgung per Schiff erfolgen.

Die gesamte Bauzeit wird auf 7 Jahre veranschlagt und soll 2021 abgeschlossen sein. Die Kosten sind veranschlagt mit ca. 500 Mio. EUR. Nach Inbetriebnahme der neuen Schleuse können dann nacheinander die alten Schleusenkammern und Tore saniert werden.

Wir danken unseren Betreuern für die informative Führung.

Im Anschluss ging es dann mit dem Bus weiter in die Dithmarscher Hauptstadt Meldorf, eine Stadt mit ca. 8.000 Einwohnern und einer großen wunderschönen Kirche, dem Meldorfer Dom. Im Hotel Zur Linde haben wir uns alle dann gestärkt – alles war großartig hergerichtet und ich denke, allen hat das Essen gemundet.

Auf dem Programm stand dann weiter der Besuch des Domes – „Wer Ohren hat zu hören, der höre“– ein Orgelkonzert des Organisten der Kirche, Paul Nancekievill (GB), und  „Wer Augen hat zu sehen, der sehe“ – eine Besichtigung mit Erklärungen der schönen Ausstattung und den Kostbarkeiten durch den Gästeführer Herr Holzke vom Touristbüro Meldorf. Dafür unser aller Dank.

Nach einer weiteren Kaffeepause ging es dann gegen 17:00 Uhr zurück in Richtung Heimat. Ein wunderschöner ereignisreicher und unterhaltsamer Tag, herzlichen Dank an unsere Reiseorganisatoren Gert Harpeng und Dieter Bonde.

Fritz Bartels, VDI Schleswig-Holstein                                                                                      (m&t II/2016)