Bei kaltem aber trockenem Herbstwetter trafen sich 27 ehrenamtlich Aktive am 22.10.2016  am Hauptbahnhof, um von dort aus zunächst „Auf den Spuren der Großrohrpost“ einen etwa zweistündigen Fußmarsch quer durch Hamburg anzutreten. Unter der fachkundigen Führung von Herrn Fülleborn, Hamburger Unterwelten e.V., der zwischendurch immer wieder anhand von historischen Fotos und Plänen sowie eines aus den 50er-Jahren noch existierenden Tagesschau-Berichts die noch vorhandenen Überbleibsel erläuterte, ging es vorbei am „Hühnerposten“, an der Patriotischen Gesellschaft, der Handelskammer bis zum Rödingsmarkt.

So ganz nebenbei erfuhren die Teilnehmer auch, dass z.B. an der Stelle des heutigen Saturn-Parkhauses an der Ecke Steintorwall/Steinstraße schon 1855 die auf dem Kontinent erste ebenfalls kreisrunde „Wasch- und Badeanstalt Schweinemarkt“ mit 65 Badewannen und 56 Waschständen zum Wäschewaschen errichtet wurde. Die Badeanstalt musste dem Parkhaus weichen und wurde 1963 abgerissen. An sie erinnert heute nur noch ein Mosaik von Walther Siebelist (1904-1978) im Zugang der U-Bahn-Station Steinstraße.

Danach tauchten die VDI-Mitglieder ab, genauer gesagt, in den Tiefbunker Steintorwall direkt neben dem Hauptbahnhof.

VDI-Ehrenamtliche im "Hamburger Untergrund" (Bild: VDI Hamburg)

VDI-Ehrenamtliche im „Hamburger Untergrund“
(Bild: VDI Hamburg)

Diese dreistöckige, unterirdische Anlage wurde zwischen 1941 und 1943 als Luftschutzbunker für die Zivilbevölkerung erbaut und sollte hinter 3,75 m dicken Betonwänden 2.460 Menschen Schutz vor Luftangriffen bieten.

Tiefbunker Steintorwall (Bild: VDI Hamburg)

Tiefbunker Steintorwall
(Bild: VDI Hamburg)

René Rühmann vom Verein „Hamburger Unterwelten e.V.“ führte uns durch das von 1964 bis 1969 im Zuge des „Kalten Krieges“ technisch modernisierte Bauwerk und erzählte dabei viel Wissenswertes über die Geschichte des Bunkers, des Zweiten Weltkrieges und des „Kalten Krieges“ in Hamburg.

Alle waren zufrieden, als sie nach gut zwei Stunden wieder Tageslicht erblicken und frische Luft schnuppern konnten, ohne dass sie den Zweck des Bunkers am eigenen Leib in der Vergangenheit ertragen mussten.

Dr.-Ing. Dieter Lützelberger
VDI Hamburg                                                                                                                                                                                                     (m&t III/2016)

(Titelfoto: VDI Hamburg)